verschieden

vom 13.08.2020 bis

verlängert bis zum 20.09.2020
eröffnung:

online !!!!!! auf https://www.facebook.com/xponart sowie auf instagram xponartgallery

die künstler*innen werden grossteils vor ort sein und ihr könnt fragen stellen.

 

öffnungszeiten:

samstag - dienstag

18:00 - 21:00 uhr

- max 7 besucher*innen ( wenn wir voll sind müsst ihr leider draußen warten )

- 1,5 m abstand zueinander

- mund nase schutz muss getragen werden

- es gibt keinen ausschank und auch kein wc

was mutt dat mutt ... , so habt ihr zumindest genug platz um euch die arbeiten anzuschauen .......

rundgang vernissage:

auf instagram und fachebook um 20:00

 

360 grad fotos:   

kommen danke klaus friese kurz nach der online eröffnung

 

finissage:     

wir werden sehen .....

 

 

 

weiteres auf https://www.facebook.com/xponart sowie auf instagram xponartgallery



verschieden

tod oder lebendig :: gegen das vergessen :: unterschiedlichkeit - gleichheit :: wir werden alle sterben aber heute nicht :: was ist, das bleibt :: mit der zeit - zeitlos :: variationen ::: gegensätze und doch am ende alle gleich ::: unterschied oder unter der erde ::: verbleiben, verharren, verarbeiten ::: abschied nehmen ::: zeitlos aktuell _ anders ohne zu diskriminieren aber vielleicht mit etwas profilierung

 

vertretene künstler*innen:

britta chr. keller, detlef lemme,
erich lindenberg (†2006),
frieder falk, friederike schulz,
hans-ulrich hellmann (†2018),
jared bartz, jutta konjer,
leonie diehl und sven wagenbach,
manfred kroboth (†2015),
rené scheer, siegmund schneider,
wolfgang weber (†2015)

Ursprünglich schon früher im Jahr geplant, hielten wir es für angemessener, nach dem zuFALL das Thema beobACHTEN vorzuziehen. Nun also VERSCHIEDEN. Der Bezug zum Tod ist ganz konkret - vier der ausgestellten Künstler leben nicht mehr.

Die Pandemie ist in dieser Ausstellung nicht so präsent wie in der letzten. Keine der ausgestellten Positionen nimmt konkret Bezug darauf. Die Auswahl reflektiert allerdings auch eine starke Gewichtung der Einreichungen auf das Verscheiden. Und vielleicht zeigt das auch: In den Köpfen ist sie. Bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Wenn zwischen diesen Polen das gesunde Maß des Umgangs liegt, so kann die Kunst im optimalen Falle im einem Extrem mehr Bodenständigkeit, im anderen mehr Sensibilität vermitteln

Denn:

„Etymologisch kommt Kunst nicht ausschließlich von können, sondern von kennen und erkennen“, so formulierte HANS-ULRICH HELLMANN (†2018). Professor der Neugierologie, so hat er sich selbst manchmal genannt, Querdenker, unangepasst, Helfender. Am 11.9.2001 gründete er in Bezugnahme auf 9/11 die „globe art praxis“, zwei Jahre darauf initiierte er die „Europäische Produzenten Galerie“. „Betrachten, Denken UND Handeln“, dieses Credo lag dem Künstler besonders am Herzen und durchzieht sein Werk. Aus seinem Nachlass, der in seiner Heimat bei Kassel verwahrt wird, durften wir uns bedienen und zeigen, wie auch von den anderen Verstorbenen, eine Reihe von Arbeiten, die wir in Dialog mit den Einreichungen setzen.

FRIEDERIKE SCHULZ fand Herrn Lacek auf einem Flohmarkt am Stadtrand von Berlin. Unbekannt sein Leben lang, stets auf der Suche nach Anerkennung. Am Ende sind die Reste des Lebens Fundstücke. Ein Künstlerleben – viele Künstlerleben. Tragik oder Glück? Eine installative Spuren-suche, die wir aus der Ausstellung beobACHTEN leicht verändert mit hinübernehmen.

BRITTA CHR. KELLER bearbeitet "Das Verscheiden der Verschiedenen". Traditionell werden mit Gräbern Erinnerungsorte für Lebende geschaffen. Aber irgendwann verschwinden auch die Grabstätten. Die Erinnerungsorte verschwinden und mit ihnen oftmals die letzten sichtbaren Beweise für die Existenz eines Menschen, für ein gelebtes Leben, eine Geschichte.

DETLEF LEMME zeigt das wiedergefundene Heft mit Gedichten seines verstorbenen Jugend-freundes. Er schreibt: "Am 12. April 2019 starb mein Jugendfreund Peer Schröder in Kassel. Was uns verband, war Gedichte schreiben und das Herstellen und Drucken von Heften mit eigenen Gedichten und Zeichnungen, Ende der Siebziger. Auf dem Dachboden fand ich ein collagiertes, mit Schreibmaschine getipptes Heft von Peer mit dem Titel „Eine Nasenlänge dem Kopf voraus – Tagebuch zum Weitergeben” von 1978. Warum Peer´s Heft zum Weitergeben bei mir hängen geblieben ist, weiß ich nicht. Das Ausstellen der Originale bei „verschieden” ist nun eine Fortsetzung der Weitergabe.“
Die Blätter erscheinen im August auch im Erinnerungsband „PS” der Literatur-Reihe „Trompete” in der Edition Michael Kellner als limitierte Faksimile, eingebettet in Beiträge von Freunden und Weg-gefährten – unter anderem eben Detlef Lemme.

Wiedergefunden haben wir auch ERICH LINDENBERG (†2006). Zwar ist sein Werk gut erhalten in einer Stiftung, aber wer nicht gerade in die Italienische Schweiz reisen kann, schaut ins Leere. Und gerade das hat er so meisterhaft gemalt. "Meine Bilder gewinnen ihre Aussage aus der Auflösung fester Bezugspunkte", notierte er. Wir können dank privater Leihgaben Arbeiten aus zwei seiner Werkreihen zeigen, den Räumen, hier zeigen wir zwei Treppen, und den Figuren, die ihren Ursprung in den versinterten Umrissformen der Verschütteten von Pompeji haben.

Eines und Anderes: durch Verschiedenheit sind wir in der Lage, zu vergleichen und letztlich zu erkennen. Gegensätzliches, wie Äußeres und Inneres, wie Lebendes und Totes, das Wache und das Schlafende ist aber nicht bis Unendliche fixiert.“ schreibt JARED BARTZ. Ihm „geht es in seiner Skulptur um Dieses und Jenes und frei nach Heraklit von Ephesos um die Frage, ob und wie es umschlägt und irgendwann vielleicht Jenes wiederum Dieses sein wird.“ Die Skulptur, wenn man ihr denn ein Eigenleben zugesteht, nahm dies wörtlich und zerbrach leider kurz vor Vollendung und Aufbau. Der Künstler fand, es könne dennoch, oder gerade passen. Wir auch.

Lucky Punch ist der Schlag der Glücklichen, der jederzeit auch einem unterlegenen Boxer den Sieg bringen kann. FRIEDER FALK zeigt uns ein Objekt, das an Urne wie Boxsack gleichermaßen erinnert, mit dem Titel „unlucky punch“. „Die Urne, wie auch der Sarg, sind Behältnisse, die die Verschiedenen in die Erde bringen; die den physischen Übergang des Verschwindens für uns Zurückbleibenden sichtbar und begreifbar machen. Rituale und Symbole können helfen, einen Umgang zu finden. [Aber] erst durch die persönliche Betroffenheit begann für mich ein Prozess, ein Lernen, ein Leben mit dem Tod“.

Im Dialog dazu Botanical Art von LEONIE DIEHL und SVEN WAGENBACH: Grashalme mit Wurzeln auf einem Metallring. Hängend im Raum. Durch die enge Anordnung entsteht eine kreisförmige Fläche, die den Blick ins Innere und auf die andere Seite zieht.

MANFRED KROBOTH (†2015) dürfte aufgrund seiner Umtriebigkeit für die Kunst vielen Hamburgern noch bekannt sein. Seine Impulse, wie es der BBK in seinem Nachruf formulierte, wirken aber nach.  Wir zeigen zwei mechatronische Arbeiten: Im eigenen Rhythmus bewegen sich die Münder wortlos bei "Laola" unaufhörlich und stumm vor sich hin. Die "tanzende Feder" bewegt sich auf dem Tisch, von Zeit zu Zeit, wie von Geisterhand geführt, und zieht immer wieder Kreise auf dem Papier, kreisförmig. Ausgestellt u.a. in der Hamburger Kunsthalle und in Dresden 2009. 

JUTTA KONJER bildete zusammen mit Manfred Kroboth das Künstler-Duo „kroko“, bewahrt heute seinen Nachlass und arbeitet ihn auf.Mit einfachen Strichen wird ein Raum gezeichnet, in dem ein vermeintliches TV Gerät mit Bild zu sehen ist. Auch an der Wand hängt eine Fotografie. Die kräftige, schwarzen Linienzeichnung Konjers verbindet sich mit den selbstinszenierten Fotografien von kroko, in Farbe und S/W. „Wiederbelebung oder das wieder in Erinnerung Rufen von vergessenen Dingen oder verlassenen Orten zieht sich durch unsere Arbeiten“ formulierte Kroboth.

Die Arbeit „Unerfüllte Wünsche“ von RENÉ SCHEER zeigt hängende Origami-Kraniche aus Deckblättern von Totenscheinen. Diese Blätter sind Anleitungen zum korrekten Ausfüllen und sind in den letzten Wochen auf der Palliativstation im Uniklinikum Hamburg gesammelt worden. Wie viele Wünsche und Träume bei den Verstorbenen unerfüllt geblieben sind lässt sich nur erahnen.

Soldatenfriedhöfe sind das Gegenteil von „verschieden“, hier sind alle absolut gleich. Von SIGMUND SCHNEIDER zeigen wir das Gemälde „Vier gelbe Kreuze“, zur Erinnerung an den ersten Einsatz von Giftgas 1917 im Ersten Weltkrieg, Senfgas oder Gelbkreuz genannt.

Aus dem Nachlaß von WOLFGANG WEBER (†2015) haben wir Arbeiten aus Karlsruhe nach Hamburg gebracht. Er galt, so schreibt sein Kommilitone (im übrigen aus dem lateinischen kommend und Mitsoldat bedeutend) Rainer Braxmeier in einem Nachruf, als „der begabteste Maler in der Klasse [von Emil Schuhmacher an der Karlsruher Kunstakademie], der sich nie vom "Tachisten-Virus" anstecken ließ, sondern beharrlich seine barocke figurative Malerei pflegte. (...) Ich bewunderte immer seine Lebenslust und seinen lapidaren Pfälzer Humor.“ Weber war nicht nur auf Kunstmessen vertreten, er gab sein Wissen auch weiter, erst als Lehrbeauftragter, später als Kunstlehrer.

Verschiedenes: Das tun wir auch, und der Eintritt ist frei. Aber Kunst lebt nicht von Luft. Wenn wir dürften, würden wir Ihnen Getränke anbieten. Das können wir gerade nicht. Spenden sind dennoch willkommen – davon trägt sich die Galerie. Künstler freuen sich über verkaufte Arbeiten am meisten zu Lebzeiten. Sprechen Sie uns bei Interesse gerne an.